Neugierde: ein Türöffner für Inklusion

Inklusion ist ein Raum, in dem wir uns zum Dialog treffen und ein gleichberechtigtes Leben schaffen. Dieser Raum hat zwei Haupttüren, eine, durch die diejenigen eintreten, die andere einbeziehen wollen, eine andere, durch die diejenigen eintreten, die einbezogen werden wollen.

 

Foto eines lächelnden kleinen Mädchens, dass neugiering hinter dem Rücken einer Frau hervorschaut, hinter der sie sich gerade vesteckt.

Neugierde

In jedem Leben, in jedem Interview und in jeder Konferenz taucht dieselbe Frage auf, komplex wie eine Rechenoperation und unentwirrbar wie ein philosophisches Postulat: Was müssen wir tun, um inklusiver zu werden?

Jedes Gespräch ist eine goldene Gelegenheit, einen weiteren Samen der Inklusion zu säen, und so fühle ich den Drang, das unfehlbare Rezept zu geben, um dies zu erreichen. Aber es scheint aussichtslos. Es gibt keine Antwort, schon gar nicht in einer kurzen und universellen Version. Aber vor ein paar Tagen, im Gespräch mit einer blinden Frau aus Deutschland, kamen wir auf einen Punkt, der transzendent schien, um Inklusion zu entwickeln, und das Beste ist, es ist ein einziges Wort: Neugier!

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Ohne Neugierde gibt es keine Inklusion. Wer nicht neugierig auf jemanden ist, wird von Gleichgültigkeit überfallen, und auf diesem Boden gedeiht keine Inklusion.

Und ich muss gestehen, dass ich besorgt bin. Mein Sohn ist in der ersten Klasse des Kindergartens, und eines der Themen, die seine Lehrerin präsentierte, war die Neugier. Sie sagte uns, den Eltern, dass sie in den letzten Jahren eine Abnahme der Neugier bei Kindern festgestellt haben. Könnt ihr euch eine Welt ohne Fragen, nur mit Antworten vorstellen? Heute leben wir bereits in einer Beta-Version dieser besserwisserischen Welt: eine polarisierte Gesellschaft, in ständiger Schockstarre, in der Defensive, disqualifizierend, ablehnend, abtastend ... Und mehr wird folgen.

Die Hindernisse der Neugierde

Das häufigste Hindernis für Neugier ist Peinlichkeit. Heute sehe ich jedoch ein anderes, noch größeres Hindernis: Respekt, vielmehr ein Desinteresse, das wir als Respekt tarnen und bei dem wir uns rechtfertigen, dass wir nicht neugierig sind, um nicht zu kränken oder zu verletzen, um nicht einen persönlichen Raum zu übertragen.

Dieses als Respekt getarnte Desinteresse ist eines der großen Symptome dafür, dass wir zu einer individualistischen und egozentrischen Gesellschaft werden. Wir ziehen es vor, in unserer Blase zu bleiben und die Komplexität der anderen nicht zu erfahren. Das ist pures Desinteresse. Aber wir ziehen es vor, es Respekt zu nennen, und wir fühlen uns besser, wenn wir uns sagen, dass wir uns mit niemandem anlegen und dass wir das Leben der anderen respektieren.

Achtet auf die Absicht

Es ist leicht zu vermeiden, jemanden zu beleidigen, zu verletzen oder seine Privatsphäre zu verletzen, wenn wir neugierig sind; es badarf nur sich daran zu erinnern, freundlich zu sein. Die Intention ist alles. Das spanische Adjektiv, das mich am meisten ärgert, wenn sich jemand auf meine Behinderung beziehen will, ist das Wort "cieguito", was so viel bedeutet wie "kleines Blindes". Aber selbst das "cieguito", das mit der richtigen Absicht gesagt wird, mit echter Freundlichkeit oder Neugier, wird zum Tor zu einem Gespräch. Wenn du beabsichtigst, inklusiv zu sein, frage mit der Absicht, zu lernen und zu verstehen.

Frag und sei nett. Es gibt keine andere Tür, um Inklusion zu betreten.

Pepe Macias