Dialog Lab Kick-off in Hamburg

Das Jahr 2022 begann für die Dialog-Ausstellungen mit einer großen Überraschung: Am Samstag, dem 22. Januar, wurde mit "MITTENDRIN" das erste Ausstellungsformat im Rahmen des Dialog Labs in Hamburg eröffnet.

Foto des Eingangsbereiches zum Dialog Lab mit einem Banner, das den Schriftzug "Mitten drin" zeigt. Im Hintergrund eine Wand mit mehreren Bildkästen.
Foto der Dialog Lab Station "Barrierefreiheit hilft allen", wo Besucher*innen auf Hockern Platz nehmen können und auf zwei Bildschirmen, die auf Sesseln platziert sind, Interviews mit Menschen anschauen können, die mit unterschiedlichen Behinderungen leben.
Foto der Dialog Lab Station "Barrierefrei & Innovativ", die unterschiedliche Möglichkeiten zeigt, Barrierefreiheit zu gestalten. Daneben die Station "reativität für Barrierefreiheit", wo die Besucher*innen aufgefordert werden, selbst Lösungen für unterschiedliche Situationen zu finden.
Foto einer Station im Dialog Lab, die die Besucher*innen dazu ermutigt, kreativ hinsichtlich der Umgehensweise mit Barrieren zu werden. Ihre Ideen können die Besucher*innen an eine Wand der Ideen pinnen. Im Hintergrund eine weitere Video Installation mit Interviews zum Thema "Welche Barrieren begegnen dir im Alltag?".                                           that encourages the visitor to become creative in regard of overcoming barriers. S7He can pin her/his ideas on an idea wall. In the background another interview screening on the topic of "What barriers do you encounter in everyday life?"

Mehr als 10 Millionen Besucher*innen haben bereits die Dialog-Ausstellungen weltweit besucht. Vor allem "Dialog im Dunkeln" hat viele, viele Besucher*innen berührt und ihren Blick auf Behinderung verändert.

Für uns alle, die wir Teil der Dialog-Ausstellungen sind, aber auch für das Publikum, stellt sich jedoch eine Frage: Wie setzen wir den Dialog fort?

Die Ideen sind so vielfältig, die Fragen so zahlreich und die Blickwinkel auf das Thema Behinderung und Inklusion so unterschiedlich, dass eine Stunde im Dunkeln oder in der Stille zu wenig Zeit ist. Die Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Behinderung braucht viel mehr Plattformen.

Wovon wir die neue Ausstellung handeln?

Das Dialog Lab wurde gefördert aus Mitteln der deutschen Fernsehlotterie und wird drei Jahre lang in einem 100 m2 großen Raum im Dialoghaus Hamburg temporäre Ausstellungen und Workshops zum Thema Inklusion präsentieren.

Das Konzept des Dialog Labs folgt der Idee eines Labors, in dem interaktive Ausstellungsformate entwickelt und von Besuchenden ausprobiert werden. Die Teilnehmenden sind dazu eingeladen, ihre Ideen und ihr Feedback einzubringen und so die Entwicklung mitzugestalten.

Im Dialog Lab soll das Gespräch über Behinderung angestoßen, erweitert oder fortgesetzt werden, insbesondere um die Themen Inklusion, Vielfalt und Empathie zu erkunden.

Die erste temporäre Ausstellung der Reihe mit dem Titel "MITTENDRIN" eröffnet den Dialog über das Thema Barrierefreiheit.

Beginnen wir mit den Barrieren

Das Thema Barrierefreiheit ist nicht zufällig gewählt. Das Dialoghaus arbeitet seit Jahren mit Menschen mit verschiedenen Behinderungen zusammen, vor allem mit seh- und hörbehinderten Kolleg*innen sowie mit älteren Menschen. Außerdem hat sich in den letzten zwei Jahren das Dialoghaus sowie Dialogue Social Enterprise stärker in Richtung Vielfalt und Inklusion bewegt: Wir haben beschlossen, nicht nur darüber zu reden, sondern Inklusion zu leben und aktiv zu fördern.

Die Arbeit an der Ausstellung hat uns auch hinterfragen lassen: An welcher Stelle gibt es Barrieren und wie können wir sie abbauen? Wo schaffen wir vielleicht Barrieren? Was können wir besser machen? Einige der Antworten finden sich in “MITTENDRIN”.

Was kann ich in “MITTENDRIN” erleben?

Du wirst auf sieben Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, von Sehbehinderungen bis hin zu geistigen und nicht-sichtbaren Behinderungen treffen. In drei Videoinstallationen teilen sie ihre eigenen Sichtweisen und Erfahrungen über und mit ihren Behinderungen. Sie sprechen außerdem über die Barrieren, die ihnen im Alltag begegnen. Die Ausstellung besteht aus drei Bereichen, in denen du dich an verschiedenen interaktiven Stationen mit Themen auseinander setzen kannst, die das Konzept der Barrierefreiheit, wie wir es verstehen, prägen:

Barrierefreiheit hilft uns allen: Barrierefreiheit lässt uns zunächst an Rampen für Rollstuhlfahrende oder auch Leitsysteme für blinde Menschen denken. Dies mag daran liegen, dass nicht jede Behinderung sichtbar ist. Und während in den hier gezeigten Gesprächen alle Personen offen über ihre Behinderungen reden, ist es in unserer Gesellschaft eher ein Tabuthema. Dabei hat uns die weltweite Pandemie vor Augen geführt, dass wir als Menschen alle verletzlich sind. Tatsächlich entstehen 95% der Behinderungen im Laufe des Lebens. Eine Umfrage aus dem Jahr 2019 zeigt: Fast zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland erlebt in bestimmten Situationen im Leben Barrieren. Spätestens im Alter wird es spürbar: Wir alle profitieren von Barrierefreiheit.

Barrierefreiheit ist machbar: Zahlreiche Räume und Lebensbereiche bieten leider immer noch nicht allen Menschen eigenständigen und gleichberechtigten Zugang. Gleichzeitig existieren bereits viele kreative Lösungen, die helfen, Barrieren zu überwinden oder gänzlich zu beseitigen. Nicht zuletzt setzen Einschränkungen und schwierige Situationen auch Innovationskraft frei. In der Architektur und im Design gibt es Ansätze, die Barrierefreiheit bereits von Beginn an mitdenken. Barrierefreiheit ist machbar. Die Frage scheint eher: Was machen wir, beziehungsweise was machen wir nicht? Und warum nicht?

Gemeinsam die Zukunft gestalten: Wie stellen wir uns eine Zukunft ohne Barrieren vor? Wie sehen inklusive Lebensräume aus? Wie kommen wir dahin? Und wie kann jeder von uns unser Umfeld ein Stück weit inklusiver machen? Dies sind nur einige der Fragen, denen wir an dieser Stelle nachgehen. Daher ist hier auch alles noch ein wenig unfertig. Die Exponate ändern sich. Wichtig ist: Wir laden ein zum Mitdenken, Mitmachen, zum Kreativ sein, zum Antworten finden und Fragen aufwerfen. Bist du dabei?

Besuche das Dialog Lab

Unabhängig davon, ob du bereits eine Dialog-Ausstellung besucht hast oder nicht, sind Besuchende aller Altersgruppen und insbesondere Besuchende aus dem Bildungsbereich herzlich eingeladen, "MITTENDRIN" zu erleben und ihre Ideen einzubringen. Die Ausstellung kann eine Ergänzung zu eurem Besuch von "Dialog im Dunkeln" oder "Dialog in der Stille" sein oder du kannst sie auch als eigenständiges Erlebnis besuchen. Der Besuch dauert ca. 30 Minuten und die Tickets kosten € 1,50 pro Person und können hier erworben werden.