Eine falsche Logik bei der beruflichen Inklusion von Menschen mit Behinderungen

Wir wissen, dass die Frage der beruflichen Eingliederung von Menschen mit Behinderungen von Vorurteilen und Vorbehalten geprägt ist. Sie sind einer der Gründe, warum dieses Thema nur langsam vorankommt.

Foto von dicht beienander stehenden, amerikanischen Straßenschildern die besagen: "Nicht links abbiegen", "Flascher Weg", "Straße gesperrt" und "Umleitung".

Wie dem auch sei, es ist immer wieder überraschend und aufschlussreich, wenn wir solch einer Voreingenommenheit, vorgetragen aus tiefester Überzeugung und mit völliger Arglosigkeit, begegnen.

Bei DSE führten wir einen Workshop zum Thema Vielfalt & Inklusion durch. Die Teilnehmer waren Fachkräfte aus verschiedenen Bereichen.Während einer er Übungen wechselte ich von meiner Rolle als Moderator zum Teammitglied ein einer der Gruppen. Inhalt der Übung war es an der Lösung einer Aufgabe zu arbeiten und dabei ein nuese Teammitglied mit Behinderung - das war ich - einzbeziehen. Die Aufgabe war rein visueller Natur und bestand darin, Bilder in eine gewisse Reihenfolge zu bringen. Mein Team konnte die Aufgabe erfüllen, aber die Inklusion hat nicht funktioniert. Zu Beginn versuchte ich noch mich durch Fragen oder Beobachtungen und Meinungen einzubringen, aber als dann der zeitliche Druck stieg, wurde das Team so sehr von der Aufgabenerfüllung vereinamt, dass meine Rolle jegliche Bedeutung verlor.

Als wir unsere Überlegungen austauschten, sagte ein Teilnehmer - ich zitiere -: "Ich denke, Pepe sollte sich freuen, weil wir ihm in unserem Team die Bilder sehr präzise beschrieben haben." Ich dachte, ich werde ohnmächtig! Aber ich musste in meiner Rolle als Moderatorin die Ruhe bewahren.

Die Wahrheit ist, dass ich für die Ehrlichkeit des Kommentars dankbar bin und weil er in einer Art gemacht wurde, die eindeutig nicht beleidigen sollte; es war die aufrichtige Meinung dieser Frau. Nach ihrer Logik sollte ich mich freuen, weil ich Teil des Teams sein durfte und mir alles, was sie gemacht haben so ausführlich beschrieben worden war. Aber genau diese Art von Logik ist eine Hindernis für wahre Inklusion. In einen breiteren Kontext gesetzt würde diese Denkweise dazu führen, dass Mensche mit Behinderungen glücklich und zufrieden sein sollten, wenn sie in einem Unternehmen angestellt werden. Im Prinzip klingt das nicht schlecht, aber wenn wir erwarten, dass es Menschen mit Behinderungen zufrieden stellen sollte angestellt zu werden und nicht, weil sie ein aktives Mitglied eines Teams sind, weil sie dazugehören und zu den Ergebnissen und beitragen und Sinn in ihrer Arbeit finden, dann sind wir noch weit von unserem Ziel entfernt.

Diese Logik spiegelt perfekt die Sichtweise auf Vielfalt wider, der in vielen Unternehmen vorherrscht: die Quote mit einer pluralen und vielfältigen Präsenz in den Teams zu erfüllen. Und es spiegelt auch die vorherrschende Aufweichung von Inklusion wider: Auch wenn sie nichts beitragen, auch wenn sie nur da sind, um die Quote zu erfüllen, sie können ihr Gewissen beruhigen, schließlich haben sie einen Job und wir das unsere: wir beschäftigen Menschen mit Behinderungen.

Es war eine großartige Workshop-Erfahrung, und ich bin der Person, die sich so aufrichtig geäußert hat, sehr dankbar. Die Frage ist, wie wir diese Logik in eine konstruktivere und integrativere Logik umwandeln können.

Pepe Macías